10 Gründe für einen Jutebeutel- Nr. 1: Die Watergate-Affäre
Wir haben eine neue Rubrik und sie beschäftigt sich mit… oh… Jutebeuteln. Was für eine Überraschung.
Die Geschichte, die uns allerdings dazu inspirierte, nennen wir liebevoll die “Watergate-Affäre” und da diese so absurd ist, möchten wir sie Euch natürlich nicht vorenthalten. Denn leider müssen wir zugeben: Ein abgewrackter, mittelklassiger Drehbuchautor der hollywooder Traumfabrik hätte diese Aneinanderreihung von dummen Zufällen nicht besser inszenieren können.
Wir stellen uns also folgende Szenerie vor. Es ist ein sonniger Tag im März und die Krokusse sind gerade drauf und dran, ihren viel zu lilafarbenen Kopf aus dem noch etwas grauen Grün der Wiesen zu schieben. Alles ist in dieses helle, fröhliche Licht getaucht, was man nur in diesen ersten Tagen des jungen Frühlings beobachten kann. Es verspricht, ein herausragend schöner Tag zu werden und unsere studentische Protagonistin ist gerade auf dem Weg zu Ihrer Praktikumsstelle. Wie sie heißt, was sie tut und warum sie gerade hier mit den unpraktisch hohen Schuhen umher läuft? Das verblasst wohl vor dem Hintergrund, dass hier nicht sie, sondern die unglückselige Reihung seltener Zufallsphänomene beschrieben werden soll. Nur so viel lieber Leser: Heute steht ein sehr wichtiger Termin an, doch die Unterlagen sind in aller Sorgfältigkeit, die man von einem studentischen Leben verlangen kann, vorbereitet. Nichts kann schiefgehen.
Doch wir geben zu: Sie ist spät dran. Der Bus, den sie eigentlich erreichen kann, sobald sie den hochbeschuhten Fuß aus der rosafarbenen Eingangstür des viel zu alten Hauses streckt, würde schon bald die Haltestelle anfahren und wie immer einen Tick zu weit vorfahren, nur damit die Einsteigewilligen ihm noch ein Stück hinterherlaufen müssen. Doch heute sollte sie die heimliche Machtdemonstration des mittefünfzigjährigen Busfahrers mit dem verflusten Bart nicht erleben, denn als sie gerade das hässlich matschgraue Verbindungsstück zwischen Haus und Haltestelle passiert, fällt ihr siedenheiß ein. Der Geldbeutel. Ist nicht da. Mist. Fahrkarte. Mist.
Alles Wühlen in der stilvollen Hipsterledertasche, Fluchen und Aufstampfen brachte ihr nur die empörten Blicke einer alten Dame ein, die gerade ihren Miniaturköter auf die Krokusse pinklen ließ. Einen ähnlichen Gesichtsausdruck wie die glubschäugige Promenandenmischung muss auch unsere Protagonisten zur Schau gestellt haben, als sie versuchte, mit großen Schritten tippelnd noch einmal zurückzurennen. Den unglückseligen Geldbeutel suchend, rauschte unterdessen der flusbärtige Busfahrer samt Bus davon. Innerhalb von 7 Minuten, in welchen der Geldbeutel gesucht wurde, reihten sich 34,7 Panikschübe aneinander, 1002 Möglichkeiten für den Aufenthaltsort eines Geldbeutels wurden durchgespielt und mindestens eine Adresse für ein Zeugenschutzprogramm wurde zurecht gelegt.
Nummer 1 der Gründe, warum ein Jutebeutel Wategate- Affären vermeidet: Man merkt schon VOR dem Verlassen des Hauses, dass der Geldbeutel fehlt, denn der Tascheninnenraum ist sehr übersichtlich.
Nachdem der mit allen Schimpfworten belegte Geldbeutel sich nun doch entschied, endlich auf die große Weltbühne zu treten, war die letzte Chance den Termin unbeschadet zu erreichen ein anderer Bus, an einer anderen Haltestelle, mit einem anderen Busfahrer, der hoffentlich einen anderen Bart tragen würde.
Fluchend und sich selbst verdammend erreicht unsere Protagonisten nun eben diesen Standort, schickte den wundervollen Frühlingstag zum Teufel und riss sich den stilvoll himmelblauen Schal mit einer Geste des puren Zorns vom Hals, denn die Aufholjagd gegen die Zeit ließ die herrlichen 15°C des Frühlings wie die 489°C des Höllenfeuers erscheinen.
Als Sie nun zwar verstimmt, aber doch pünktlich im besagten Bus saß, wiegte sie sich in der naiven Überzeugung, dass von nun an alles perfekt laufen würde. Doch schon der nichtflusbärtige Ausweichbusfahrer belehrte die Ungläubige eines besseren, als dieser nämlich eine Einfahrt verpasste und einfach geradeaus fuhr, obwohl ein Abbiegen dringen von Nöten gewesen wäre. Während es unserer von schlechten Nachrichten gebeutelten Protagonistin schon heiß und kalt wurde und der Blick auf die Uhr nichts Gutes versprach, pfiff der gnadenlos gut gelaunte Busfahrer ein fröhliches “Sorry” in den Fahrgastraum und setzte auf einer vielbefahrenen Kreuzung zum Wendemanöver an. Immer und immer wieder.
Nummer 2 der Gründe, warum ein Jutebeutel Wategate-Affäre vermeidet: Wir sind ehrlich: Er ist kein Gegenmittel gegen die Dummheit von Mitmenschen, aber er hat nette Bildchen. Das beruhigt.
Obwohl es der Physik zuwiderlief, schaffte der Busfahrer das Wenden ohne Großmütter, Kinder und Krokusse zu Schmand zu fahren. Er brachte sich und seine Fahrgäste unbeschadet an den Zielort und unsere Protagonisten konnte ihr Glück kaum fassen, noch immer in der Zeit zu liegen, als sie mit neugewonnenem Schwung aus dem Bus stieg.
Leider riss in diesem Augenblick, genau in dieser Schwebesekunde in der kein Fuß den Boden berührt und man oft das Gefühl des Fliegens verspürt, der Karabiner und mit ihm die stilvolle Ledertasche.
Nummer 3 der Gründe, warum ein Jutebeutel Wategate-Affäre vermeidet: Es können keine Karabiner reißen.
Auch die Tasche erlebte jetzt diese berühmte Schwebesekunde zwischen Fliegen und Fallen und als sie auf dem Boden aufschlug, klirrte jenes unheilvolle Geräusch durch den jungen Frühlingstag, den ein jeder Glasflaschenbesitzer nur zu gut kennt. Gerade als unsere Protagonisten noch den Schock der kaputten Tasche begreifen musste, erfuhr sie just im selben Moment, dass ihre 750 ml True Fruits Flasche in 2849 Splittern zehn Zentimeter unter einem Wasserspiegel lag. Mit ihr tümpelten Handy, der lang verschollene Geldbeutel und ein hochwertiges Fachbuch der Praktikumsveranwortlichen an der neu gewonnenen Wasseroberfläche.
Nummer 4 der Gründe, warum ein Jutebeutel Wategate-Affäre vermeidet: Wasser fließt ab.
Gerade als unsere Protagonisten ihr Pech nicht fassen konnte und zu einem schallenden Lachen ansetzen wolle, fiel ihr ein, dass Wasser im Zusammenspiel mit Schaltkreisen und Papier semi optimal sind und das anfänglich Lachen blieb ihr sogleich in der Kehle stecken. Mit geübtem Handgriff vollzog sie die Hochseerettung aller wichtigen Unterlagen und so stand sie nun auf dem Bürgersteig. Die Arme voll mit gestapelten Habseligkeiten und die Ledertasche umgehängt, die sich standhaft weigerte, auch nur einen Tropfen nach außen dringen zu lassen, tippelt sie nun dem Praktikumsgebäude entgegen und hofften auf ihrem Weg Niemandes Umlaufbahn zu kreuzen. Als sie die ehrwürdigen Treppen des alten Gebäudes emporstieg, klatschte das Wasser in der umgehängten Tasche an die Seitenwänden, als würde ein Mini-Tsunami hereinbrechen. Unterdessen bildeten sich auch hässliche rostbraune Ränder auf dem hellbraunen Leder, denn die Ledertasche hatte festgestellt, dass sie sich mit 750 ml doch ein wenig übernommen hatte. Gerade als unsere Leidtragende die letzte Stufe erklommen hatte, trat der Chef aus dem Büro und streckte ihr mit bester Laune die chefische Hand entgegen.
Nummer 5 der Gründe, warum ein Jutebeutel Wategate-Affäre vermeidet: Ihr habt die Hände frei.
Linkisch versucht unsere Protagonistin die Hand des Chefs zu schnappen, nett zu grinsen und dann so unauffällig wie möglich weiter durch das Gebäude zu schleichen. Solltet ihr sie danach fragen, wo genau sie das Kaspische Meer in ihrer Tasche entsorgt hat, wird sie unschuldig mit den Schultern zucken und lächelnd abwinken. Doch wir alle wissen, dass es ein unschuldiger Papierkorb war, dem lediglich der unheilvolle Schriftzug “GLAS” zum Verhängnis wurde. Der gesamte Inhalt, samt Wasser, ergoss sich in diesem bemitleidenswerten Kübel mit einer sehr dünnen Folienverkleidung. Wir gestehen unserer Protagonisten ein gewisses Schamgefühl bei dieser Aktion zu, denn es fühlte sich wohl so an, als schüttete sie ihre Würde mit hinein.
Damit endete die Öffnung von der Büchse der Pandora für diesen Tag und jede Erinnerung, die von diesen unseligen Begebenheiten blieb, haben sich wie Mahnmahle in die Ledertasche gebrannt. Falls einer der Leser oder Leserinnen einen Lifehack gegen Wasserflecken auf Lager hat, würde sich unsere Protagonistin sehr freuen.
In diesem Sinne: Nehmt einfach Jutebeutel. Sie erleichtern Euch das Leben ungemein.
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