Beutel des Monats – Die wahre Geschichte von Rotkäppchen
Beutel des Monats – Die wahre Geschichte von Rotkäppchen
Wir haben einen neues Beuteltier und was sollen wir sagen: Wir lieben ihn! Außerdem nehmen wir nehmen den Einzug zum Anlass, um euch die wahre Geschichte von Rotkäppchen neu zu erzählen
Wie bei jedem neuen Einzug ins Eulennest,
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Der Wolf ist zutiefst missverstanden
Wölfe sind gemeinhin ja wirklich völlig missverstandene Kreaturen. Im Abstand von etwas mehr als vier Wochen liest man im Boulevardblatt der eigenen Statt, vornehmlich in der Provinz, von Problemwölfen und erbosten Bauern, die nur eine Spatenspitze davon entfernt sind, mit Mistgabeln auf die Straße zu gehen und gegen diese bemitleidenswerten Geschöpfe zu protestieren. Ja, hin und wieder mopsen die Wölfe mal ein Schaf oder vielleicht auch zwei. Aber sind wir mal ganz ehrlich: Da steht das Essen auf dem Silbertablett auf der Wiese, wie die kalten Häppchen im Mallorcaurlaub. Natürlich will man da der erste am Buffet sein.
Und dann diese Verleumdungen von den werthen Gebrüdern Grimm. Von wegen “mimimi, die haben sieben Geislein gefressen” oder “mimimi, die haben meine Großmutter gefressen”. In Wahrheit ist es doch so: Am Ende ist es doch immer der Wolf, der mit Wackersteinen im Unterbauch (ganz ehrlich, wie krank und sadistisch ist das denn??) in irgendeinem zweitklassigem Dorfbrunnen endet. Leute, ich weiß nicht wie ihr das seht, aber das ist ganz klar Tierquälerei! Schämt euch, ihr Gebrüder, schämt euch!
Unser Wolf zieht jedenfalls ins Eulennest ein und wir nehmen dies zum Anlass, um euch die wahre Geschichte von Rotkäppchen neu zu erzählen. Wir warnen euch, das könnte heftig werden, aber seht selbst
Es war einmal…
Es war einmal, das sagt man immer so, wenn man ein Märchen erzählt. Dabei ist das ziemlich dämlich, denn naja, es sagt exakt nichts aus, außer, dass es keine Science-Fiction sein kann, die gerade erzählt wird, es sei denn wir sind in einem Paralleluniversum, das von intelligenten Katzen regiert wird. Wir schweifen ab…
ALSO Es war einmal ein Mädchen, nennen wir sie Alevina. Weil ihr der Name vor ihrem Squat peinlich ist, nennen die Bitches sie lieber “Rotkäppchen”, wegen dieser viel zu großen OBEY-Kappe, die sie immer auf ihrem ausblondierten, etwas krautigen Schopfe trägt, obwohl die… mal ehrlich… echt schon wieder out sind. Alevina findet das irgendwie #cute, fast schon #retro und ein bisschen #vintage und so blieb es eben dabei. Es war ein ganz normaler Frühlingstag als Alevinas Mutter, Dagmar, 45, Friseuse, unsere Alevina zum Dönermann schickt. Sie soll für die Oma einen Dürum mit extra Käse und ohne scharfe Soße holen, die Oma bekommt sonst Winde, sagt die Mutter. Alevina zieht ein Gesicht macht eine Geste, die soviel heißt wie “Talk to my fucking hand” und tippt auf der gläsernen Oberfläche ihres neuen IPhones herum, eigentlich wollte sie gerade ein Video mit ihrem Freund Kevin drehen, dessen Name schon wieder viel zu klischeehaft ist. Aber hey was soll’s, füttert sie ihre Follower eben auf Insta mit dem neusten heißen Scheiß aus Alevinas super süßen Sonnenscheinwelt mit Rhababerduft.
Eigentlich mag sie ja die Oma, aber die wohnt hinter soviel Grünzeug, namens Wald. Voll weit weg und so. Aber gar nicht schlimm, denkt die Alevina, dann macht sie eben voll einen auf Survival-Bitch und postet fancy Fotos mit voll sweeten Einhörnchen. Jeder mag Einhörnchen. Alevina schnappt sich also das Geld und ihr Cap, chillt sich zum Dönermann und macht sich mit dem Dürum in einer dieser sehr durchscheinenden Plastiktüten mit der Extraserviette darin auf den Weg durch den Park.
Alevina trifft Wolf…
Im Park trifft sie auf diesem mega süßen Typen, der ganz alleine auf einer Parkbank sitzt und aus bedrucktem Papier Origami faltet. Dass es Origami ist, hat unsere Alevina gleich erkannt. Die Bibi hat letztens erst ein DIY-Video gedreht: “Wie falte ich meinen Boy richtig zusammen”. Alevina möchte gerne noch ein paar Fashion-Shoots machen (ohne Selfiestick bekommt man einfach nicht das ganze Outfit drauf) und (t)wittert ihre Chance. Einfach zwei Fliegen mit einer Cap schlagen, denkt sie sich. Sie könnte den Typen auf der Bank fragen, ob er ihre Fotos shootet. Weil die Alevina eine mega emanzipierte Frau ist, schließlich steht das auch auf ihrem, von Kinderhänden genähten HundM-Shirt, spricht sie ihn an. Der schaut wenig begeistert von seiner Zeitung auf, mustert Alevina. Wolf, sei sein Name, antwortet er, als er keck gefragt wird. Soso, Wolf also, kichert unser blondiertes Klischee und wirft die langen Haare mit Schwung über die Schulter. Das hat sie aus der Gliss-Kur-Werbung. Wolf und alle Gänseblümchen in der näheren Umgebung werden von der entstandenen Druckwelle aus Papaya- Kokosduft getroffen. Rotkäppchen hieße sie, sagt Alevina, obwohl Wolf nicht gefragt hat. Der nickt nur. Aha.
Ob er heute schon was vor hätte, außer Origami, fragt ihn Alevina, nachdem eine unangenehme Stille eingetreten ist, die ihr irgendwie zu lange vorkam. Ja, lesen, meint daraufhin der Wolf. Alevina ist verwundert, offenbar handelt es sich doch nicht um Upcycling-Origami-Maßnahme. Lesen könne er, wenn er tot sei, erwidert darauf unsere Alevina sehr pinterest-philosophisch. Es werde auch schon dunkel und er wolle doch kein Mädchen nachts allein durch den Park laufen lassen. Wolf schaut sie etwas mitleidig an. Ob er Lust hätte auf einen Fashionshoot im Sonnenuntergang habe, sie würde ihn auch im nächsten Video erwähnen. Wolf sieht ein, dass er dieses blonde Mädchen wohl nicht mehr los wird und jenes Argument der Dunkelheit kann er tatsächlich nicht abstreiten. Er müsse sowieso gehen, sagt er also und erhebt sich sehr elegant.
Auf zur Großmutter…
So laufen die beiden also durch die angebrochene Nacht, während unsere Alevina vor Wolf herum hoppst. Er solle sie bitte im Flug ablichten. Wolf ist leicht genervt, findet Alevina aber irgendwie in ihrer ganzen Bandbreite an Naivität süß. So schlagen sie sich beide immer tiefer in den Park, fast schon so tief, dass man den Weg gar nicht mehr sieht. Alevina meint, sie kenne eine Abkürzung zum Haus der Großmutter, ob er denn nicht zum Essen bleiben wolle. Kritisch betrachtet Wolf den Döner in Alevinas Hand, nein danke, er sei Vegetarier. Nene, entgegnet unser Rotkäppchen, die Oma könne mega gut kochen. Döner ist für sie nur die absolute Gönnung an ihrem Cheatday morgen. Wolf zuckt mit den Schultern, jetzt hat er das einmal angefangen, jetzt müsse er das auch durchziehen, denkt er sich und folgt dem plappernden Insta-Kind.
Am Haus der Großmutter…
Am Haus der Großmutter angekommen, finden die beiden Weltenbummler die Oma auf der Terrasse vor, wie sie sich gerade eine Bong anzündet. Die Nacht sei so schön, sagt sie und pustet den Rauch in die Sterne. Alevina stellt ihre besten Freund Wolf vor, die Oma winkt nur ab. Es gäbe gleich Essen, mahnt sie, man solle die Hände im Brunnen waschen gehen. Nachdem die Großmutter den Pastinaken-Tatar auf einem Bett aus Möhrchen an einem Spiegel aus Rote-Beete-Schaum serviert hat, gönnt sie sich noch ein Glas Wein. Alevina schaut ihre Oma von der Seite an. Die wird langsam grün. Aber Großmutter, fragt sie, warum hast du so mega fette Augen? Das sei nur die dreifachverstärkte Brille, lallt daraufhin die Großmutter. Damit sie Alevina besser sehen könne. Aber Großmutter, wie stehe es denn um das Hörgerät, das sei doch viel größer als das letzte. Ob sie nun besser höre. What?!, fragte die Oma. Ja aber, warum hat sie denn dann so krass große Zähne, fragt Alevina weiter. Zahntechniker hat wohl das falsche Gebiss eingesetzt, sagt darauf hin die alte Frau. Damit sie besser essen könne. Sie zuckt mit den Achseln.
Wolf zappelt auf seinem Stuhl herum, er wolle das Gespräch ungern unterbrechen, aber die Zeit dränge. Die Oma drückt ihn wieder zurück in den Stuhl, er habe doch noch gar nicht die Kekse probiert. Alevina nickt Wolf aufmunternd zu. Wolf nimmt sich einen. Er muss gestehen, dass er noch nie so leckere Kekse gegessen hat. Er fragt, ob er noch einen haben dürfte, die Großmutter schiebt ihm mit einem anzüglichen Augenzwinkern den ganzen Teller hin, er könne sogar alle aufessen, sagt sie und nennt ihn Schätzchen. Wolf nimmt sich einen Keks nach dem anderen. Plötzlich ist ihm der Besuch bei der fremden Oma gar nicht mehr so unangenehm, nein er macht sogar Spaß, es ist fast zum schießen, wie lustig plötzlich alles ist.
Wolfs Absturz….
Nach ein paar Sunden realisiert Wolf, dass die Kekse wohl doch nicht so gesund waren, wie er angenommen hatte. Ihm ist schlecht, denn die Teigklumpen liegen ihm wie Wackersteine im Magen. Er wolle nun gehen, murmelt er, erhebt sich schwerfällig und torkelt aus der Tür. Vor dem Haus knallt er gegen die Brunnenwand und fällt kopfüber und steif wie ein Brett hinein. Ein vorgehender Förster eilt ihm zu Hilfe, ruft den Krankenwagen. Platzwunde am Kopf. Alevina macht schnell noch ein Video für ihre Follower. Die Oma raucht, alles Lauch heutzutage, nuschelt sie. Die eintreffenden Sanitäter schneiden Wolf das Shirt über dem Bauch auf, legen ein EKG. Überdosis Hash-Kekse, stellt einer der Götter in Weiß fest. Im Krankenhaus pumpt ihm Herr Doktor Jäger den Magen aus. Er habe noch einmal Glück gehabt, sagt man Wolf am nächsten Morgen, fast wäre er an einem Zuckerschock explodiert. Das Rotkäppchen hat Wolf danach nie wieder gesehen. Das Versprechen, dass er im nächsten Video erscheint, hat sie allerdings gehalten. Wolf peinliches Video auf Youtube ist nun betitel mit “Cute high guy in a well”. Wolf findet, das fast den ganzen Abend gut zusammen.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann ist Alevina noch heute auf Instagram.
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