Beutel-Eule Unterwegs- Logbuch Irland 1 “Jennifer und der Feueralarm” und “Drei Gesichter von Dublin”
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Tag 1 Dublin “Jennifer und der Feueralarm”
Liebes Logbuch,
Hier schreibt die Beutel-Eule. Ich bin jetzt da.
Über den Flug auf die grüne Insel lässt sich nicht viel erzählen, zum Glück. Denn was ist schlimmer, als ein Flug, der erst in allen Einzelheiten beschrieben werden muss.
Da es langweilig ist, das altbekannte Lied von “Hello Form the other side, hast du auch so wenig Beinfreiheit” und “I will always… hate Flugzeuggewinnspiele” langweilig wäre, möchte ich stattdessen von der Stewardess erzählen. Nennen wir sie einfach Jennifer. Da ich leider aus Datenschutzgründen kein Foto gemacht habe, versuche ich ein mentales Bild zu zeichen, dass ihre Frisur lebhaft heraufbeschwört. Stewardessen tragen meist einen Dutt, so will es die heilige Schrift des ungeschriebenen Luftfahrtgesetzes. Ein Billigflieger kann nicht abheben, wenn die Stewardessen keinen Dutt gebunden haben, denn das brächte sonst die komplette Luftfahrt in Gefahr, ganze Flüge müssten gecancelt werden. Das weiß schließlich jedes Kind. Denn wo sollten sich die Passagiere bei einer Notwasserung auf offener See festhalten, ohne Dutt? Genau. Anarchie würde regieren. Wie auch immer:
Jennifer
Kurz: Diese Stewardess, Jennifer, hatte einen monströsen Dutt. Dieser Dutt war so groß, Jennifers Kopf wirkte darunter, wie ein kleiner runder Golfball, was aber nicht an unproportionalen Kopfmaßen lag, sondern an dem Autoreifen, den sie sich offensichtlich auf den Kopf geschnallt hatte und sie ein bisschen im Hohlkreuz laufen ließ. Die typische Mitte des Haarknotens, da wo der Donut ebenfalls seinen Durchbruch hat, sah von Nahem aus, wie ein schwarzes Loch, das alles Licht in sich einsaugte. Man bekam den Eindruck, sie hätte es kaum bemerkt, wenn man sich in ihren Dutt hineingesetzt hätte. Aber genug von Jeniffer.
Feueralarm?
Reden wir lieber vom Feueralarm in meiner neuen Unterkunft, an dem ich vielleicht maßgeblich beteiligt gewesen sein könnte. Das munkelt man hier zumindest.
Im Fotoalbum seht ihr ein Bild mit einer sehr grünen Tür und SEHR vielen Schildern, die alle darauf hinweisen, NICHT, unter KEINEN Umständen die andere Tür zu benutzen, denn das ist eine wichtige Tür, die nur im ABSOLUTEN Notfall geöffnet werden darf. Da ich seit fünf Stunden nichts gegessen hatte, hätte jeder Richter dieser Welt eingesehen, dass hier definitiv ein Notfall vorgelegen haben muss, als ich wie selbstverständlich durch genau diese Sicherheitstür ins Freie spazierte. Ich wunderte mich noch, dass das ja plötzlich alles ganz anders aussah, als vor einer Stunde. Fast hätte ich an einen Zaubertrick geglaubt, wenn nicht plötzlich ein schriller Ton an mein Ohr getragen worden wäre. Die Hostelfrau war “Not amused”, denn im ganzen Haus ging plötzlich eine Sirene an, die hysterisch den jüngsten Tag ausrief, der offenbar und unglücklicherweise genau jetzt angebrochen war. Die Türklinke noch in der Hand, den Alarm in den Ohren und die Schamesröte im Gesicht, zog ich die mit Warnhinweisen übersähte Sicherheitstür GANZ langsam wieder zu und schlich nun den richtigen Weg hinaus, in der Hoffnung mich würde keiner sehen. Natürlich lief ich der hochgradig angesäuerten Hostelfrau in die Arme, die mich subtil auf meine Dummheit aufmerksam machte. Die Feuerwehr kam zum Glück nicht, um mein hypothetisches Feuer zu löschen.
Da ich in Dublin bin, sollte ich auch etwa über das Wetter sagen. Kurz es regnet. Meine Schuhe sind bereits jetzt durchweicht, der Glühbirnenbeutel hat sich allerdings trotz der wirdigen Umstände hervorragend geschlagen. Zur Belohnung gab es einen sehr teuren Kaffe. Nicht für den Beutel, sondern für die Trägerin.
Bis morgen Liebes Logbuch. Ich mag dich.
Tag 2 Dublin “Drei Gesichter von Dublin”
Liebes Logbuch,
Dublin bat sich heute von der versöhnlichen Seite gezeigt. Sogar die Sonne streckte ihre Strahlen vorsichtig tastend im Abstand von ein paar Regenhuschen auf das nasse Kopfsteinpflaster. Als alleinreisende Beutel-Eule, ist man auf ein bisschen sozialen Anschluss angewiesen und so begab es sich, dass ich mich im Pulk mit anderen Klischee -Touristen aufmachte, die Stadt in einer Freewalking-Tour zu erkunden. Geführt wurde diese von David, unser erstes Gesicht von Dublin.
Der Dublin-David
Der Vollblutire mit dem krausen Vollbart und der donnernden Stimme, entschuldigte sich sogleich für seine aufbrausende Art der Performance. Er sei, nach dem täglichen Konsum von zwei Schachteln Zigaretten, seit genau sieben Tagen, vier Stunden und 45 min. rauchfrei. Wie ein Kriegerabzeichen hielt er hochdekoriert und mit leidender Mine sein Nikotinpflasfer in die Runde. Artig applaudierte die Mehrheit der Gruppe. David meinte darauf trocken, auch Nichtraucher würden irgendwann sterben. Wir waren schockiert, einige googelten, ob er recht hat. Tatsächlich.
David ist nicht nur laut, sondern auch ganz und gar Revolutionär. Es hätte mich nicht im geringsten gewundert, wenn er mit uns zum Parlament gezogen wäre, um dort irgendeinen politischen Protest mit tausenden Menschen anzuführen. David, der eher im liberal-linken Spektrum der politischen Orientierungen angetroffen werden kann, hätte viele Themen zum Protestieren gefunden. Doch so inbrünstig David protestieren kann, so bedingungslos kann er lieben. Selten habe ich einen Menschen getroffen, der irische Kunst, Literatur, Menschlichkeit und Whisky in so schönen Worten feiern konnte, wie David es in den drei Stunden tat. Danke David, wenn ich jetzt an Iren denke, werde ich dich vor Augen haben.
Der mysteriöse Steve?
Ich habe keine Ahnung wie er hieß, dieser mysteriöse Mann. Bestimmt, nein ganz sicher, hat er es gesagt. Ich habs vergessen. Asche auf mein Haupt. Zur Verteidigung: der irische Akzent ist teilweise schwierig zu verstehen. Das klingt dann ein bisschen so, als hätten die Iren ihre Zunge verschluckt. Steve? war ebenfalls ein gefesselter Zuhörer Davids. Allerdings war dieser Steve? für seine Firma auf der Freewalking Tour. Freewalking-Touren sind, für alle, die es nicht wissen, im Prinzip kostenlos. Je nach dem wie zufrieden man ist, oder wie viel Geld man überhaupt hat, gibt man am Ende der Tour ein Trinkgeld, oder auch nicht. Das wäre aber irgendwie gemein. Manchmal gehen die Tourleiter Cooperationen mit örtlichen Unternehmen ein und geben der Touristen dann Tips, dass man da oder dort besonders guten Kaffe oder besonders schönen Souvenirschnickschnak bekommt. Steve? machte also eine Marktanalyse, wir unterhielten uns zwischen Stop zu Stop von Davids Tour. Später wollte ich mich mit Person Nummer 3 auf einen Kaffee treffen, hatte aber, natürlich, ohne Sechstant und Globus keine Ahnung, wo genau unser Treffpunkt sein sollte. Ohne zu zögern, brachte mich Steve an exakt diesen Punkt. Hätte er es nicht so eilig gehabt, wieder auf Arbeit zu kommen, ich bin sicher, er hätte sogar noch mit mir gewartet. Es hat auf dem Weg wie aus Kübeln geschüttete und sogar den Schirm hat er mir gehalten. Danke Steve. Das war sehr nett!
Die liebe Andrea
Andrea hatte ich durch die App couchsurfing kennen gelernt. Leider konnte sie mich nicht aufnehmen, aber wir verabredeten uns auf einen Kaffe in genau diesem Cafe, wo ich mich von Steve? verabschiedete. Couchsurfing wurde mir von einer ganz besonseren Freundin empfohlen uns ich werde im Verlaufe der Reise nochmal darauf zurück kommen. Zum Kennenlernen von Menschen ist diese App in jedem Fall hervorragen geeignet. Zufälligerweise ist Andrea eine Landsfrau, die sich in Irland schon früh verliebt hat und dazu noch sehr nett ist. Wir unterhielten uns ganz fantastisch und die Zeit war sehr schnell rum. Vielen Dank Andrea! Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder =)
Das war’s für heute Liebes Logbuch. Morgen geht’s nach Cork.
Halte mir die Daumen, dass ich den Bus finde!
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