Beutel-Eule Unterwegs- Logbuch Irland “Mittags halb zwei in Irland und der vierte Whisky”
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Liebes Logbuch,
Ja, ich merke es auch. Du musst mir nicht vorwurfsvoll deine Karte ins Gesicht halten, liebes Logbuch. Ich lasse es schleifen. Der irische Way of Live hat mich erfasst, oder eben The Water of Live, kurz Whisky. Wie die Busse in Irland kommt auch dieser Beitrag etwas verspätet, dennoch möchte ich es nicht versäumen, ein einmaliges Erlebnis zu teilen. Von Cork aus ist es nicht weit zur berühmten Jameson Destillery. Der Ort, an dem jede einzelne Flasche des namenhaften Zauberwassers hergestellt, abgefüllt, etikettiert, gekostet… ähm verschraubt wird. Egal ob Singapur, Mexico Stadt oder Delmenhorst. Jede Flasche stammt von genau dort. *gemeinschaftlich-erstauntes Oh und Ah an dieser Stelle*
Der Busfahrer, der sich bequemte uns ins nicht allzu weit entfernte Middelton zu bringen, war eher der Schweigsame. Selbst auf Fragen oder Konversationsanfänge reagierte er nur vereinzelt bis gar nicht. Wäre er das Wetter, hieße man ihn wohl wechselhaft. Dennoch: Er fuhr einen Bus auf dem groß und fett “Jameson” prangte, damit auch alle wussten “Ach da kommse wieder, die Sauftouris”. Wie auch immer.
Die stillgelegte und aus grobem Naturstein gebaute Destillerie liegt idyllisch in einem Ring aus Gras, Wald und gurgelnden Bächen. Der verwunschene Ort scheint wie aus einer anderen Zeit gefallen und direkt hier, mitten im kleinstädtischen Nirgendwo, gelandet zu sein.
In dessen Hintergrund ragt die niegelnagelneue Fabrik hervor, die ein bisschen wie ein Raumschiff bei Schneewittchen im Hintergarten anmutet. Die alte Destillerie, welche für Besucher geöffnet ist, bietet allerlei Wissenswertes über den dreifachdestillierten Irischen Whisky, das besonders ungeübten Gelegenheitstrinkenden neu sein könnte.
Unser Tourguide, nennen wir ihn Shaun? (Ich habe keine Ahnung wie er wirklich hieß), der bemerkenswert gut Deutsch sprach, führte uns herum. Bis hierhin ist es ein stinknormales aber sehr cooles Museum. Shaun? sprach zwar gut deutsch, erklärte natürlich alles auf Englisch. Sehr schnell, sehr irisch. In einem sparsam ausgeleutetet Raum, der verführerisch nach altem Holz und Whisky roch, sodass ich mich mental schon eingerichtet hatte, fragte Shaun? irgendetwas begeistert in die Runde. Vereinzelt hob man die Hände, meine Begleitung ebenfalls. Ich, sehr verträumt in der andächtigen Betrachtung der zahlreichen Whiskyfässer versunken, hatte nichts verstanden, hob denoch reflexartig die Hand. Natürlich sollte man als Erwachsene wissen, wofür man sich da gerade freiwillig gemeldet hat. Hätte Shaun? gefragt, ob wir bis auf die Socken entkleidet in Whisky baden wollen, hätte ich vielleicht ein Problem bekommen. Obwohl… egal. Es gab Entwarnung: Unser Guide, Shaun?, suchte nur 8 Freiwilige zu Verkostungszwecken. Noch mal Glück gehabt. Kosten kann ich.
Iren verkosten allerdings schotweise. Die Becherchen waren für eine Verkostung auf leeren Magen also recht gut gefüllt.
Medienwirksam schmeckte der Heimische natürlich um Welten besser, als der verglichene Supermarktschund für 12,99€. Das Problem war nur, dass es noch sehr früh am Tag war und so legten sich die drei kleinen oder zwei normalen Shots kräftig ins Zeug meine Welt etwas heiterer zu machen. Darauf, schon ein bisschen angestupst vom Alkohol, durchschritten wir einen Raum, der mit einer Armada aus Whiskyfässern gefüllt war und in dem der Luftalkohol so groß war, dass wir die Telefone ausschlafen mussten. An dieser Stelle müsste jetzt die Beschreibung dieses herrlichen, fantastischen und einzigartigen Dufts stehen, der einfach nur das irische Pendant zum Himmel darstellen konnte. Da das allerdings ein Erlebnis ist, das man wohl nur selbst machen kann, spare ich hier zum Wohle des individuellen Genusses mit weiteren Ausführungen. Nur so viel: Wäre ich ein Steak, wollte ich nur damit mariniert werden.
Zu den Zwei bis drei Shots gesellten sich eine viertel Stunde später noch der typische Cocktail des Hauses dazu. Der Barmann kippte in den Jameson Ginger Lime mit einem Augenzwinkern noch mal ein bisschen nach und so wurde der Rest des Ausflugs noch sehr lustig.
Fazit: Die ungeschriebene Regel, dass man erst nach Sonnenuntergang gesellschaftlich akzeptiert trinken sollte, ist völliger Humbug, wenn es um Edelspirituosen geht. Die feinen Damen und Herren kippen sich das Zeug egal wann hinter die Binde. Aber immer daran denken: Zuvor sollte etwas gegessen werden.
Am Ende des Tages gesellten sich in der Begleitung von irischer Kneipenmusik noch zwei Pint Bier dazu, sodass ich am selbigen Tag wahrscheinlich mehr alkoholische Getränke zu mir nahm, als Wasser. Aber viel trinken ist ja gesund.
Also Liebes Logbuch, Bottoms Up! Auf den Whisky!
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