Sprücheklopfer- Glitzer, wir müssen reden.
Ihr lieben Beutelfreunde,
investigativ, wie wir sind, möchten wir uns heute zu einem Thema positionieren, das uns leider ganz furchtbar auf die Nerven geht.
Glitzer.
Wir haben dem Glitzer sogar einen Beutel gewidmet, an dem man unter Umständen unsere Meinung zum Konfetti der Möchtegern Prinzessineneinhörner ablesen könnte. Fakt ist:
Wir mögen keinen Glitzer mehr.
Wir mochten ihn, als er noch cool war. Als er zu Fasching unsere verklebten Haare schmückte und sich von dort aus auf dem kompletten Teppichboden im Kinderzimmer verbreitet hat, um dann noch zu Weihnachten mit dem Lametta um die Wette zu leuchten. Wir mochten den Rebellen, der auf Staubsauger, Duschkopf und Bürste gepfiffen hat und einfach weiter kleben blieb, sodass man ihn nur mit Sitzblockade, Hundestaffel und vier Hochdruckwasserwerfern von der Haut gekratzt bekam. Wir mochten dich, Glitzer, als du in den 90ern auf T-Shirts gedruckt wurdest und es mit dem Haftenbleiben plötzlich doch nicht mehr so ernst nahmst, weil du wie eine Wolke hinter uns herzogst und den beschrittenen Weg pudrig zart einglitzertest, als wären wir verdammte Elfen. Wir haben dich geliebt, als du dich in unserem kompletten Gesicht verteilt hast, obwohl du nur auf die Augenlider solltest. Du warst als Beigabe in jeder doofen Mädchenzeitschrift, das Grauen aller Eltern, Großeltern und Waschmaschinen. Du warst einfach toll. DAS waren noch Zeit.
Und was ist jetzt, Glitzer? Was ist nur aus dir geworden!
Glitzer, wir müssen reden.
Jetzt bist du plötzlich hip. Geradezu hipster. Willst uns mit gewollt frechen Sprüchen erzählen, wie wir unser Leben aufhübschen sollen. Wie ein Antidepressivum sollen wir dich plötzlich auf alles drauf streuen, was uns Kopfschmerzen bereitet. Die eingebildete Nachbarskatze, die immer vor unsere Tür kackt: Glitzer drauf. Überfüllte Mülltonnen? Kein Problem. Streu Glitzer drauf. Kündigung am Geburtstag? Egal, glitzer den Chef einfach voll. Von oben bis unten.
Selbst wenn uns das Leben in seiner Gänze nervt, sollen wir nur Glitzer drauf streuen und schon wird alles hübsch, rosa und glänzend. Alles wird wieder gut und wir, du und ich Glitzer, laufen Hand in Hand über ein holländisches Tulpenfeld, streuen Glitzer auf unser verkorkstes Leben und lachen ausgelassen.
NEIN.
Unter der Vorahnung, vielleicht Herzen zu brechen: Es tut mir leid Glitzer, aber ein nerviges Leben wird nicht schöner, nur weil man Glitzer drauf schmiert. Und es ist nicht so, als hätte ich das nicht ausprobiert! Es hat schon als Kind nicht geklappt, wenn man Omas Hund mit Glitzernagellack das Fell lackierte und das funktioniert leider genauso wenig mit dem Chef. Es sieht nur albern aus und man bekommt vielleicht eine Klage wegen Rufschädigung, vorzugsweise nicht von der eigenen Großmutter, zumindest aber von ihrem Hund und der Chef könnte gleich noch eine Rechnung für die Reinigung mitschicken. Kurz: Wenn man erwachsen ist, wird es nur furchtbar teuer!
Selbst wenn das Einglitzern des kompletten Lebens erfolgreich gelaufen sein sollte: Unter den Schichten aus mini Plastikteilchen steckt immer noch das gleiche nervige Leben wie vor der Glitzeraktion. Es hat sich exakt nichts geändert, außer die daraus resultierende Staublunge, die jetzt wie eine funcy Discokugel aus den Achtzigern leuchtet, wenn man eine Taschenlampe daran hält. Das regt vielleicht zum Tanzen an, ändert aber nichts.
Und überhaupt: Woraus bestehst du eigentlich, Glitzer? Du bist eine Ansammlung von lichtreflektierenden Plastikteilchen, die streng genommen und einzeln betrachtet nichts anderes als Dreckpartikel sind. Das ist nicht hübsch, das ist sogar ziemlich traurig. Obwohl du nicht besser bist als schnöde Kuchenkrümel (und die sind sogar kompostierbar), wirst du plötzlich als Allheilmittel gegen geschundene Erwachenen-Egos verkauft.
Ja ich weiß, vielleicht bist du auch einfach nur eine schlechte Metapher. Niemand, der sich diesen Spruch auf die Heckscheibe klebt oder an die Raufaser-Wand pinselt, würde tatsächlich mit einem Eimer voller Glitzer durch die Innenstadt ziehen und alle nervigen Menschen mit Wolken aus Plastikstaub bewerfen. Weiß doch jeder, dass man den Chef nicht wirklich einglitzern soll. Ist doch klar, dass man Nachbars Katze nicht unter einem Eimer Plastikdreck begraben darf. Man denke nur an den Tierschutz und überhaupt die arme Katze.
Doch selbst im metaphorischen Sinne ergibt es keinen Sinn, metaphorischen Glitzer auf das gar nicht so metaphorisch nervige Leben zu streuen. Wofür genau solltest du dann stehen? “Lass dein nerviges Leben so wie es ist, versuch ein bisschen “fancy” zu sein, wenn nicht, ist es auch nicht so schlimm.”
Wir sind enttäuscht, Glitzer. Du hast uns leere Versprechungen gemacht.
Jetzt erlebst du gerade deine eigene kleine Renaissance. Erwachsene Menschen haben dich zu ihrem hypothetischen Seelentröster erkoren und schicken deine Binsenweisheiten in ihren Whatsapp Chats hin und her oder drucken sich dein Mantra auf Jutebeutel, damit sie sich nicht direkt ins Gesicht sagen müssen: “Claudi, ich glaube, du musst was ändern.”
Wir machen da nicht mit. Wenn dich dein Leben nervt, dann ändere es eben. Glitzer wird dir nicht helfen, der sollte erstmal über sich selbst nachdenken.
Wir sind uns jedenfalls einig. Glitzer kommt uns nicht mehr ins Haus!
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